Wie schützt du dich und deinen Vierbeiner
Die Temperaturen werden wieder milder, die ersten Frühblüher trauen sich aus der Erde und erfreuen uns mit ihrem Anblick. Alles könnte so traumhaft sein, wäre da nicht ein Thema, mit dem Hundehalter jedes Jahr auf’s Neue konfrontiert werden – Zecken und Zeckenschutz.
Zecken gehören zu den am weitesten verbreiteten Parasiten auf der ganzen Welt. Die kleinen Blutsauger werden ab Temperaturen von etwa 7 Grad aktiv, sitzen bevorzugt auf langen Gräsern und lauern mit ihrem Haller’schen Organ, das sich in ihren Vorderbeinen befindet, auf das nächste Opfer. Problematisch ist dabei nicht das Blut saugen selbst, sondern die Übertragung von Krankheitserregern wie FSME oder Borreliose.
Doch was kann man gegen die Krabbler tun? Wie schütze ich mich und meinen Hund und was ist zu beachten, wenn doch mal eine Zecke angedockt hat? Es gibt auf dem Markt eine Reihe von angebotenen Zeckenschutzmitteln. Wir möchten euch in diesem Artikel einige gängige Methoden vorstellen und euch die Vor- bzw. Nachteile erläutern, um euch durch den Zeckenschutzdschungel zu helfen. Die schlechte Nachricht zuerst: Es gibt nicht DEN ultimativen Schutz und keine Methode bringt 100%ige Sicherheit! Auch funktioniert nicht jeder Schutz bei jedem Hund. Die gute Nachricht: Die Auswahl ist, wie schon erwähnt, riesig – so findet eigentlich jeder die passende Kombination.
Kokosöl
Seit einigen Jahren kommt man beim Thema Zecken, um Kokosöl nicht mehr vorbei. Diese scheinbare „Wunderwaffe“ kann angeblich alles – Doch was macht das Öl so besonders und kann es wirklich so viel? Das Geheimnis des Kokosöls ist die enthaltene Laurinsäure. Es wird vermutet (nicht versichert!), dass Zecken den Geruch dieser Säure absolut nicht ausstehen können und somit abgeschreckt werden. (Empfehlung: Aniforte – Kokosöl)
Zeckenhaken – Empfehlung! : O’TOM Tick Twister
Achtung! Keine Zeckenzange o. Pinzette nutzen – Gefahr der FSME-, Borreliose-, Babesiose Übertragung steigt.
Allerdings gibt es einiges zu beachten bei der Verwendung von Kokosöl – das Öl sollte nativ und kaltgepresst sein und nachweislich mindestens 60% Laurinsäure enthalten. Alles darunter lässt Zecken kalt. Bei der Anwendung ist das Öl auch etwas zeitaufwändig: es muss vor jedem Spaziergang aufgetragen werden, bevorzugt auf „gefährdete“ Stellen wie Bauch, Beine und hinter den Ohren. Einmal aufgetragen hält der Schutz ca. 4-6 Stunden und muss danach erneuert werden.
Auch, wenn der Hund kurz ins Wasser springt oder schwimmt, verfliegt der Schutz. Trägt man zu viel auf einmal auf, glänzt der Hund tagelang speckig und riecht nach einer Weile auch nicht mehr nach Kokos, sondern muffig, da das Öl anfängt ranzig zu werden.Viele Hundehalter schwören trotzdem auf die Wirkung. Allerdings habe ich selbst die Erfahrung gemacht, dass Kokosöl in hoch gefährdeten Zeckengebieten mit massig Population an seine Grenzen gerät. Für Gebiete mit wenig Population gewiss eine Alternative und einfach mal ausprobieren schadet sicher nicht. Und sollte es für euch gar nicht funktionieren: zum Kochen kann man es immer noch verwenden.
Schwarzkümmelöl
2014 machte ein junger Mann aus Regensburg die Beobachtung, dass sein Hund plötzlich viel weniger Zecken beim Spaziergang einsammelte als die Jahre zuvor. Das einzige, was er veränderte, war seinem Hund aufgrund einer Futtermittelallergie Schwarzkümmelöl unter das Futter zu mischen. Seine Entdeckung reichte er bei „Jugend forscht“ ein und schon bald konnten sich Händler kaum mehr retten vor Anfragen zum Öl. Ähnlich, wie beim Kokosöl soll das Schwarzkümmelöl durch die enthaltenen ätherischen Öle Zecken fernhalten. Das Öl wird schon lange traditionell bei Menschen als Heilöl eingesetzt gegen Allergien, Schlafstörungen und Bluthochdruck.
Wie bei allen Heilölen muss sehr sparsam und tröpfchenweise dosiert werden und am besten auch nur über einen Zeitraum von etwa 4 Wochen – auf Dauer steht das Öl nämlich in Verdacht, die Leber zu schädigen. Bei Hunden gibt es dazu noch keine Langzeitstudien und auch die genaue Dosierung ist nicht genau festgelegt! Für Katzen ist das Öl sogar tödlich. Absolut nicht verwendet werden darf das Öl bei trächtigen Hündinnen und Hunden mit bekannter Lebererkrankung! (Empfehlung: Ölmühle Solling – Natives Bio-Schwarzkümmelöl)
Ganz klar sprechen viele positive Eigenschaften für das Öl, gerade bei Hunden mit Haut- oder Fellproblemen und wie so oft macht natürlich die Dosis das Gift. Wer das Öl dennoch verwenden möchte, muss im Hinterkopf behalten, dass es zu Wirkung und Dosierung keine gesicherten Ergebnisse gibt und es im schlimmsten Fall mehr schadet als nutzt.
Pflanzliche Präparate
Auch pflanzliche SpotOns (Flüssigkeiten, die in den Nacken getropft werden) und Halsbänder sehen viele als wirksame Alternative. Hergestellt sind diese oft aus Extrakten der Chrysantheme (Wirkstoff „Pyrethrum“) oder Neemöl. Der Vorteil dieser Produkte ist die lange Wirkzeit (SpotOns ca. 4 Wochen, Halsbänder bis zu 6 Monate) und die wasserfeste Beschaffenheit. Zudem sind diese Mittel in der Regel frei verkäuflich.
Einen großen Nachteil haben sie allerdings, denn nur weil „natürlich“ drauf steht, bedeutet das nicht zwingend „verträglich“. Einige Hunde sowie Katzen reagieren mit heftigen allergischen Reaktionen auf die Pflanzenextrakte. Zur Sicherheit sollte man vor dem kompletten Auftragen des SpotOns einen Allergietest durchführen. Dazu tupft man einen (!) Tropfen des Präparates z.B. auf die Innenseite des Hundebeins direkt auf die Haut und beobachtet 24 Std. die Reaktion darauf. Wenn sich keine Rötung oder kein Juckreiz einstellen, kann man das Mittel verwenden. (Empfehlung: Amigard – Spot-On Hund bis 15 kg oder Amigard – Antiparasitenband)
Synthetischer Schutz
Am weitesten verbreitet ist wohl der Zeckenschutz auf synthetischer Basis. Diese Mittel bekommt man als SpotOn, Halsband und mittlerweile auch als Tablette bei jedem Tierarzt. Gängige Wirkstoffe sind unter anderem Permethrin, Flumethrin oder Dimpylat. Einfach gesagt sind das alles Insektizide, die die Zecken töten, sobald sie zugebissen haben. Teilweise besitzen sie auch eine repellierende (abschreckende) Wirkung. Zwar töten diese Mittel die Spinnentiere relativ zuverlässig, jedoch sollte man sich genau darüber informieren und im Hinterkopf behalten, warum die Tiere nach dem Biss verenden – Zecken sterben durch diese Präparate, da die Erregungsleitung der Nerven blockiert wird. Lähmungen und Blockaden des Atemzentrums sind die tödliche Folge. Es handelt sich also um ein Nervengift. Dieses Nervengift befindet sich im unmittelbaren Körperkreislauf des Hundes (Blut, Haut) und muss mühsam über die Nieren wieder ausgeschieden werden.
Erneuert man nun alle 4 Wochen, wie z.B. bei SpotOns empfohlen, den Schutz, leisten die Entgiftungsorgane Schwerstarbeit. Auch gibt es Berichte, in denen Hunde Probleme der Bewegungskoordination äußerten – unmittelbar nach dem Auftragen des Mittels. Diese Störungen zeigten sich teilweise schon nach nur einer Anwendung und traten in Formen von Muskelkrämpfen, Muskelzittern, einem Wegbrechen des Hundes im Stand und leichten Lähmungserscheinungen auf. Auch wird diskutiert, ob all diese Stoffe der Auslöser für epileptische Anfälle sein können. Natürlich ist es wie bei jedem Medikament: nicht jeder verträgt alles.
Empfehlung! Nutzt Mittel, welche im Falle einer Unverträglichkeit wieder schnell entfernt werden können, wie ein Halsband oder ein SpotOn. Sollte der Hund mit Ausschlägen, Apathie oder neurologischen Problemen reagieren, sofort das Halsband abnehmen und das SpotOn mehrmals gründlich aus dem Fell waschen. Eine Tablette, einmal eingeflößt, lässt sich nicht einfach so aus dem Blutkreislauf entfernen! Ganz klar möchte ich mich hier persönlich von einer Empfehlung für oral eingeführte Nervengifte wie Nexgard oder Bravecto distanzieren. Wenn es nicht ohne Chemie geht – und auch wir haben mittlerweile keine Wahl, da die Gefahren einfach überwiegen – greifen wir zu Advantix oder Advantage.
Janine Huber
Auch Menschen reagieren empfindlich auf gewisse Arzneimittel. Manchmal hat man in hochfrequentierten Zeckengebieten keine andere Möglichkeit als seinen Hund auf diese Weise zu schützen, weil man die Massen an Zecken lediglich mit natürlichen Mitteln nicht bewältigen kann. Allerdings sollte man auch hier darauf achten, dass man sich für Präparate entscheidet, bei der die Zecke NICHT erst zubeißen muss! Zwar stirbt sie trotzdem durch die Aufnahme des Wirkstoffes, es besteht jedoch immer noch die Chance für die Übertragung der Krankheitserreger, da der Tod sehr langsam eintritt.
Wichtig ist insektizider/akarizider (abtötender) und repellierender (abstoßender) Wirkung. Zuverlässig repellierende Wirkung haben nur die Pyrethroide Permethrin, Deltamethrin und Flumethrin. Nexgard hat nur Wirkstoff afoxolander. Heißt die Zecke muss beißen! Bravecto=Fluralaner selbes Prinzip. Zecke muss beißen. Dann lieber Advantix wirkt Repellierend und abtötend. Haben wir auch (Wirkstoff: Permethrin und Imidacloprid). Seresto Halsbänder oder Scalibor gehen beispielsweise auch.
Hilfe, eine Zecke hat angebissen?
Ruhe bewahren, jedoch schnell reagieren! Mit einem Zeckenhaken ist die Entfernung schnell erledigt. Wichtig! Direkt am Körper des Hundes – mit dem Zeckenhacken – entlang der Haut fahren, um unter den Kopf der Zecke ansetzen zu können. Mit einer leichten Drehbewegung nach oben abziehen. Sollte der Kopf trotz aller Vorsicht stecken bleiben, keine Panik – im Normalfall stößt die Haut den Fremdkörper von alleine wieder ab.
Trotzdem sollte die Stelle mehrere Tage beobachtet werden (auch, wenn die Zecke sauber entfernt wurde) – bildet sich Eiter und rötet sich die Haut stark, bitte einen Tierarzt aufsuchen!
Viele Tierarztpraxen bieten einen Borreliosetest anhand einer abgesammelten Zecke an. Hat man also Sorge, dass der entfernte Parasit schon Erreger übertragen haben könnte, hebt man die Zecke auf und bringt sie für einen Test zum Tierarzt.
Wir hoffen, dass dieser Artikel euch ein wenig durch das unendliche Angebot an Zeckenschutzmitteln führen konnte. Kommt entspannt durch die Saison!
Nadine Pfeiffer
Janine Huber
© Fotos: Frech-Fuchs Photographie
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