Was bei dem einen funktioniert, klappt bei dem nächsten gar nicht
Man hört und liest es immer wieder aus allen Ecken: Box, Box, Box, Box-Training – das ist sehr wichtig und hilfreich in der Hundeerziehung. Nun steht man da als Ersthundehalter und will den Welpen am ersten Abend zur Schlafenszeit in seine Box packen. Was passiert!? In der Regel findet der Welpe das doof, weil er es nicht versteht, er kennt das nicht, schimpft vielleicht, jammert, jault, meckert. Was nun? Sicherlich habt ihr euch mit dem Thema schon umfassend beschäftigt und einige Beiträge gelesen. Doch lasst euch gesagt sein: Es kommt so oder so ganz anders. Jeder Welpe ist anders: Was bei dem einen funktioniert, klappt bei dem nächsten gar nicht. Wichtiges Stichwort hier: Bauchgefühl!
Nach müde kommt blöd
Spielen wir die Situation einmal durch: Am Abend geht ihr noch einmal für die letzte Pipi-Runde nach draußen. Ihr kehrt zurück in die Wohnung, setzt den Welpen ab, und plötzlich dreht er völlig durch. Er rennt wie wild durch die Wohnung, schnappt nach euren Händen oder allem, was gerade herumliegt. Ihr werdet euch dieser Worte erinnern, glaubt mir.
Auf den ersten Blick mag das Ganze ziemlich amüsant erscheinen. Jedoch nur auf den ersten Blick und am nächsten Tag steht man schon eher verzweifelt da. Bei Welpen zeigt sich gerne mal (ähnlich wie bei kleinen Kindern, die nicht schlafen gehen wollen) eine Art kleine „Fünf-Minuten-Anfall“, bekannt als sog. „Zoomie“. Zoomies werden auch als FRAP, also frenetische, spontane Aktivitätsausbrüche (engl. Frenetic Random Activity Periods) bezeichnet. Keine Sorge. Das ist vollkommen normal, aber es ist ein sicheres Zeichen einer Übersprungshandlung bzw. eines Energieausbruchs (dazu gehört auch das Schwanzjagen oder übermäßiges und fanatisches Kratzen – bitte unterbindet das!). Zum Abend ist das Ganze natürlich äußerst kräfteraubend, denn ihr wollt ja, dass nun Ruhe ist und alle entspannt schlafen können.
Aber was machst du jetzt? Steckst du deinen Welpen einfach in eine Box, einen Welpenauslauf oder vielleicht in ein Zimmer, wo er auf sich allein gestellt ist und mit der Situation klarkommen muss? Wahrscheinlich eher nicht 🙂 Im schlimmsten Fall wird euer kleiner Fellfreund verzweifelt wimmern und jammern, weil er nicht weiß, wie ihm geschieht.
Die Welt aus Welpensicht verstehen
Bedenkt immer: Es handelt sich um kleine Babys. Wenn der Welpe am ersten Abend fiept und neben euch in seiner Box jammert, als ob er „sterben“ würde, dann lasst den Welpen doch um Himmels Willen einfach bei euch beispielsweise auf dem Arm einschlafen und legt ihn dann zu euch ans Kopfende in eine offene (!) Box. So könnt ihr eure Hand in die Box legen, um ihm zu signalisieren, dass ihr da seid. Helft den Kleinen dabei, die ersten ängstlichen Phasen gemeinsam zu überstehen. Auf diese Weise wird das Vertrauen zwischen euch (Hund-Mensch-Beziehung) schneller wachsen. Leider gibt es kein Patentrezept, das immer funktioniert. Hier müsst ihr selbst herausfinden, was eurem Hund am besten hilft. Bei dem einem hilft standhaftes Ignorieren, für andere ist es beruhigend, auf eurem Arm einzuschlafen. der nächste braucht eine Art Schnuffeltuch, der nächste dreht bei sowas vielleicht schon wieder hoch. Da hilft wirklich nur beobachten und gemeinsam einander verstehen lernen.
Deine wichtigste Aufgabe: Bestimmtheit!
Probiere folgende Steps am nächsten Tag mit neuer Energie. Finde deine eigene innere Ruhe und Vertrauen, sei nicht traurig oder verärgert und zweifle nicht daran, ob es heute klappen wird. Stehe immer fest hinter deinen Entscheidungen und deinem Bauchgefühl – dann wird dein kleiner Welpe das ebenfalls spüren können.
- Rausgehen:
Nimm deinen Welpen mit nach draußen, ohne übermäßig viele Kommandos zu geben. Leine ihn ruhig an und los geht’s. - Pipi machen:
Lass ihn sein Geschäft erledigen, idealerweise an seinem festgelegten Löseplatz. Trag ihn u.U. auch direkt da hin – ihr wollt ja keine Entdeckunsgtour machen. Bleibe dabei ruhig und gelassen, ein einfaches „prima“ oder „feini“ genügt. Wir möchten eine entspannte Atmosphäre bewahren. (Und bitte streichle deinen Hund dabei nicht – schließlich hat dir auch noch nie jemand über den Kopf gestreichelt, wenn du auf der Toilette warst, oder? :D) - Reinkommen:
Kehrt ins Haus oder in die Wohnung zurück. Trage ihn gegebenenfalls, damit auch hier die Entscheidungen nicht dem Welpen überlassen werden, was als Nächstes passiert. - Schaffe eine entspannte Situation:
Ab diesem Moment hört das Spielen oder viele Kommandos auf. Am besten räumst du sein Spielzeug schon vorher abends weg, um Reize zu minimieren. Vermeide es, ihn aufzudrehen, vor allem am Abend, wenn die kleinen „Zoomies“ kommen könnten. Halte ihn zum Beispiel im Arm, auch wenn er eigentlich weiterlaufen möchte; du signalisierst ihm jetzt Ruhe – dein Welpe benötigt diese klare Orientierung. Sprich auch hier nicht übermäßig mit ihm. Sei entschlossen und gelassen. Ihr schafft das!
Erwarte natürlich nicht, dass dein kleiner Welpe dies sofort versteht was der unbekannte Mensch da von ihm will und direkt toll umsetzt. Die Hund-Mensch-Beziehung muss Schritt für Schritt aufgebaut werden. Alles ist neu für ihn, alles riecht anders, die Geschwister und die Mama sind weg. Geb ihm Zeit und Geduld, um sich an sein neues Zuhause zu gewöhnen.
Ein Erfahrungsbericht
September 2018, Leo war frisch bei uns eingezogen, um sein Leben als Zuchtrentner zu genießen. Von meinem ersten Hund wusste ich noch, wie toll und wichtig ein Rückzugsort für Hunde sein kann. Also schnappten wir uns den Allvater und fuhren in einen Zoofachhandel, um eine Box zu kaufen. Unglücklicherweise war ich noch meinen Riesenschnauzer gewohnt und Leo bekam so eine dezent zu große Box – aber egal. Beim Aufbauen kam für uns die Überraschung… wir hatten sie ausgepackt und nur eine Seite aufgestellt, schon war der Kleine reingeschlüpft und wir bekamen ihn nur mit viel Zureden heraus, um sie fertig aufzustellen.
Hendrik Strahlendorff
Braucht jeder Hund eine Box? Nein. Hilft es den Hunden zu entspannen und euch und eurem Vierbeiner das Leben einfacher zu gestalten? DEFINITIV. Ich kenne es von früher aus dem Turnierhundesport und fand es am Anfang auch seltsam, dass die Hunde alle in Boxen sind und nur rauskommen, wenn sie dran sind oder spielen dürfen. Nachdem ich jedoch verstanden hatte, dass die Tiere nur ausgeruht ihre volle Aufmerksamkeit in der Kommunikation mit dir abrufen können und sie sich in der Box regenerieren, war die Sache klar, dass die Box etwas Gutes ist.
Jetzt bei unseren Pems verhält es sich durch die Ausstellungen genauso. Ich geh spazieren, bereite die Hunde auf den Ring vor, dann geht es in den Ring und ansonsten ruhen sie sich in der Box aus, um die ganzen Eindrücke zu verarbeiten. Denn man sollte nie vergessen, dass ein ausgewachsener Hund 19-21 Stunden am Tag ruht oder schläft.
Wie hilft die Box nun aber auch dem reinen Familienhund? Viele kennen es wahrscheinlich, wenn eure kleinen Schätze an fremden Orten nicht wirklich zur Ruhe kommen und die ganze Zeit hecheln oder aufgeregt umherschauen. Ein klassisches Beispiel: Urlaub. Was, wenn der Hund es nicht versteht in einer fremden Räumlichkeit zur Ruhe zu kommen oder ihr den Hund nicht alleine in einem Hotelzimmer lassen könntet? Der perfekte Rückzugsort ist der, den er bereits von zu Hause kennt. Seine Box.
Und nun? Kaufe ich eine Box und der Hund fliegt rein und ist glücklich? Nein. Denn auch dazu gehört Training. Je eher man beginnt, desto einfacher ist es. Box-Training ist dennoch für jedes Alter etwas. Sobald ihr das Thema Box-Training abgeschlossen habt, habt ihr damit immer und überall die Möglichkeit eine Ruhezone und Auszeit zu schaffen.
Wie ihr das Box-Training richtig aufbaut:
Schritt für Schritt Anleitung Entspannt in der Box
❶ Mit der Box vertraut machen
→ Box geschlossen im gewohnten Wohnraum aufstellen.
Durch einen Kauartikel oder Spielzeug, welches in der Box liegt, kann bereits das Interesse geweckt werden. Ist dies erfolgreich – in dem Sinne, dass die Box / der Auslauf nicht gemieden wird – kann das Training beginnen.
❷ Einige Zeit verweilen
→ Füttere deinen Hund in der Box.
Dabei reicht es auch schon, wenn er nur den Kopf in der Box hat. Lass die Box also an so vielen Stellen wie möglich offen. Step-by-step schließt du beispielsweise am nächsten Tag eine Seite mehr. Die Box bleibt aber immer an einer Seite offen. Klappt auch das, kann der nächste Schritt erfolgen. Vermeide Kommandos und viel Gerede. Kennen die Hunde beispielsweise vom Züchter oder durch das Autofahren solche Boxen bereits, kann der Ablauf der Schritte natürlich auch schneller vonstattengehen.
❸ Kommando einführen
→ Wirf in kleinen Trainingseinheiten Leckerlies in die Box – pro Einheit nicht länger als 5 Minuten am Stück.
Sobald der Hund die Box betritt, sagst du “Box” – nicht im Befehlston, sondern beiläufig. Klappt auch das entspannt und in freudigem Erwarten, kann man den nächsten Schritt angehen.
❹ Verlängere den Aufenthalt
→ Biete einen längerfristig zu kauenden Artikel – in der immer noch offenen Box – an.
Immer, wenn der Hund sich einen anderen Platz damit suchen will, legt man den Kauartikel ganz in Ruhe zurück in die Box. “Machen” ist die Devise. Klappt das alles zwei- bis dreimal super, kann man das Ganze auch unterbrechen (ein Tauschgeschäft anbieten), um am nächsten Tag weiterzumachen.
Wichtig: Der Hund soll keine Frusterfahrung machen und damit die Box blöd finden. Lass die Trainingseinheiten immer positiv enden.
Wichtig ist auch, dass das Beenden der Trainingseinheit, also das Verlassen der Box, ebenfalls mit einem Signalwort belegt werden sollte (“fertig”, “lauf”, “o.k.”, etc.). Denn später soll der Hund ja auch nur auf Aufforderung diese Situation verlassen (Stichwort: Impulskontrolle). Klappen all diese Schritte ohne Frust, Unruhe oder Stress, kann es weitergehen.
❺ Schließe die Box
→ Biete deinem Hund wieder einen Kauartikel in der Box an und schließe diese für kurze Zeit.
Einige Sekunden reichen zu Beginn aus; verlasse dabei nicht den Raum, bleib am besten an der Box sitzen. Ist das Leckerlie verputzt, darf der Hund auf Kommando die Box verlassen. Der nächste Schritt sollte sein, dass die Tür noch nicht sofort auf geht. Steigere die Zeit nach und nach. Das kann beispielsweise nach einem ausgiebigen Gassigang der Fall sein. Legt der Hund sich nun entspannt ab, kann man den Raum auch einmal kurz verlassen. Achtung: Sollte dein Vierbeiner nun protestieren (jammern, fiepen, bellen), solltest du ihn ignorieren. Gehe jetzt aber wieder einen Step zurück im Trainingsablauf. Löse die Situation jedoch unbedingt auf, sobald du bemerkst, dass extremes Hecheln, Sabbern, Zittern oder Panik zu erkennen sind.
Was ist nun besser Box oder Welpenauslauf?
Eine Box bietet dem Welpen eine behagliche Höhle, in die er sich zurückziehen kann. Zudem ist sie auf Reisen eine vertraute und sichere Ecke für ihn.
Ein Welpenauslauf kann dabei helfen, die Impulskontrolle aufzubauen – etwas, das in der Regel für ältere Hunde nicht mehr notwendig ist. Ein Auslauf begrenzt den Raum für deinen Welpen (zum Beispiel für das Training der Stubenreinheit oder um Übersprungshandlungen abzufedern). Ein Welpe oder generell ein Hund braucht beim Schlafen keine riesige Wohnung zur freien Verfügung. Das kann eher Unruhe stiften, da der Hund oft nicht weiß, wohin mit sich.
Die ideale Methode besteht wohl darin, zumindest für einen Welpen, eine Box und einen Auslauf zu kombinieren, um einen geordneten Ablauf schnell in den Alltag zu integrieren.
Falls du den Auslauf nicht mit einer Box ausstatten möchtest, reicht oft schon eine ruhige Ecke im Auslauf, die vielleicht von oben und zwei Seiten mit einer Decke abgedeckt ist. Hunde schätzen solche kleinen Rückzugsorte, die ihnen Sicherheit bieten.
Kurz und knapp Zusammengefasst
Egal, ob ihr euch für eine Box, einen Auslauf oder beides in Kombination entscheidet – beide Optionen können sehr hilfreich sein. Allerdings nur, wenn ihr euch aus eurer eigenen Überzeugung heraus darauf einlasst und die Dinge entsprechend richtig angeht. Was bedeutet das? Startet kein Boxtraining, wenn ihr nicht wirklich davon überzeugt seid. Hunde spüren, ob du zu 100 Prozent hinter einer Entscheidung stehst oder ob du etwas nur machst, weil du gelesen hast, dass es gut sein soll! Als Beispiel: Wir hatten weder eine Box noch einen Welpenauslauf für Vincent. Er hatte einen riesigen Pappkarton. Fand er nicht toll ;-). Er war und ist heute noch ein „Schlaftapser“: Als Welpe konnte er nur bei mir auf dem Arm einschlafen und tappste dann dorthin, wo er schlafen wollte. Ich habe den Raum in der Welpenzeit begrenzt – Schlafzimmertür zu, Spielzeug weg. Die Stubenreinheit dauerte zwar etwas länger, da man seine Unruhe beim „Müssen“ schwieriger bemerkte. Aber er konnte so deutlich besser entspannen.
Die Welpen-/ Hundebox
- Ein flexibler Ruheort für später
- Kostengünstig
- In Kombination mit einem Auslauf eine ideale Höhle
Achtung! Wählt unbedingt die richtige Größe aus, da Welpen gerne einige Schritte im Schlaf machen. Wenn sie das nicht können, wachen sie schnell auf. Niemals einen Welpen für mehrere Stunden in eine Box einsperren, in der er sich gerade so drehen kann!
Der Welpenauslauf
- Praktisch zur Impulskontrolle
- Training zur Stubenreinheit
- Ruheort mit ausreichend Platz
Achtet unbedingt auf die Verarbeitung der Welpengitter. Es gibt sehr gefährliche Gitter mit offenen Spitzen, an denen sich der Welpe leicht verletzen kann, oder Ausstiege, die zu hoch sind. Auch faltbare Auslaufboxen aus Stoff können schnell zur Gefahr werden.
Denke daran, besonders zu Beginn, wenn dein neuer vierbeiniger Freund einzieht, die Plätze nicht ständig durcheinanderzuwirbeln. Behalte zum Beispiel die Schlafbox im Schlafzimmer und den Welpenauslauf im Wohnzimmer. Vorherige Absprachen und Überlegungen, die auch euren Alltag berücksichtigen, tragen dazu bei, das Zusammenleben deutlich entspannter zu gestalten.
Wie lange darf ein Hund in einer Box bleiben?
Living in the box – natürlich immer nur vorübergehend! Lasse deinen Hund niemals über mehrere Stunden alleine in einer kleinen Box, in der er sich nicht einmal drehen kann. Stelle deinem Vierbeiner immer auch Wasser zur Verfügung. Eine große Unterstützung kann für viele Hunde auch ein Kleidungsstück von euch sein, zum Beispiel ein T-Shirt. Legt es einfach in die Box oder den Auslauf. Auf diese Weise können die Kleinen euren Geruch wahrnehmen und sozusagen in eurer Nähe sein. Ich hoffe, dass euch die Entscheidung, ob ihr einen Welpenauslauf und/oder eine Box „braucht“, leichter fällt.
Janine Huber