“Also, wenn ich mir einen Hund hole, dann auf jeden Fall einen Welpen. Ich will meinen Hund selbst erziehen!” Diesen Satz sagte ich zu Sandra, bevor wir uns für einen Hund entschieden. Dass unser Lord Bruno mich im Nachgang mehrfach über diesen Satz nachdenken ließ, ahnte ich da noch nicht.
Ernüchterung
Am 12.07.2019 war es soweit – endlich holten wir unseren Welpen bei Nancy ab. Nur eine Woche später hätten wir ihn wohl am liebsten wieder dorthin zurückgebracht! Dass ein Hund nicht von Anfang an stubenrein ist, war uns klar. Dass ein Welpe natürlich nicht vom ersten Tag an auf Frauchen und Herrchen hört, war auch wenig überraschend. Worauf wir allerdings nicht vorbereitet waren: Der kleine Bruno war ein richtig freches Biest. Die erste Woche bestand zu 95 Prozent aus Problemen und Verzweiflung. Die restlichen fünf Prozent waren Erschöpfung. Das tolle Zusammenleben mit einem süßen kleinen Welpen – nicht existent! Aber was war los? Zusammengefasst: Bruno hat kaum gefressen, viel gebissen und uns auch ein Stück weit an der Nase herumgeführt. Nancy sagte ganz am Anfang: “Man bekommt immer den Hund, den man braucht.” Als Mensch, der gerne alles genau plant, sah ich mich damit konfrontiert, mich mit etwas zu beschäftigen, was nicht nach Drehbuch funktioniert.
Ja, es gibt ihn wirklich… den sogenannten Puppy Blues. Jeder Hundehalter bescheinigte uns, dass die ersten Wochen mit einem Welpen durchaus anstrengend – nein, sogar schlimm – sein können. Und so hatte auch uns die Realität eingeholt. Die Frage: Was macht man in so einer Situation? Den Hund wieder abgeben? Für uns keine Option… Also versuchten wir uns zu belesen und alle Tipps aufzusaugen, die wir bekommen konnten. Das brachte aber das nächste Problem mit sich: viele Tipps von vielen unterschiedlichen Personen. Und am Ende macht man alles durcheinander und vermutlich alles nur noch schlimmer. Wir bekamen Besuch von einigen erfahrenen Hundehaltern sowie auch von noch relativ frischen Welpen-”Eltern” und wir merkten, dass wir zum einen einfach Durchhaltevermögen brauchten, und – Achtung: wichtigster Tipp – einfach öfter auf unser Bauchgefühl hören sollten. Und vor allem sollten wir nicht davor zurückschrecken, auch für einen Welpen einen Hundetrainer zu engagieren. Und genau das haben wir getan.
Lernen wie es richtig geht
Der Trainer gab uns einen ebenfalls sehr wertvollen Tipp: Wir sollten den Hund schnellstmöglich in Kontakt mit Artgenossen bringen. Nicht unbedingt in einer Schule, sondern eher auf einer Hundewiese, wo er auf Vierbeiner verschiedener Rassen und Altersgruppen trifft. Hilfreich ist es, sich hier auch gezielt souveräne Hundekontakte zu suchen. Auch wenn es uns schwer fiel, konnten wir beobachten, wie Bruno durch diese Kontakte in seinem Verhalten sehr viel lernte. Er bekam Grenzen aufgezeigt, die wir ihm als Menschen nur schwer hätten begreiflich machen können (zumindest als Erst-Hundehalter waren wir damit überfordert).
Was kann man frischgebackenen Hunde-”Eltern” also mit auf den Weg geben, die sich in einer ähnlichen Situation befinden wie wir Mitte Juli in der ersten Woche? Es klingt vermutlich bescheuert und ein wenig abgedroschen, aber: Haltet durch! Ich bin kein Freund von Parolen, und viele Leute werden euch sagen: “Das ist eine Phase, das wird besser!” Aber ja, es stimmt wirklich. Ihr müsst viel probieren, euch sicher auch Tipps zu Herzen nehmen, aber am Ende seid ihr es, auf die es ankommt. Es wird Tage geben, an denen es super läuft, aber es werden auch Tage kommen, an denen ihr euren Hund verflucht. Aber denkt daran: Ihr seid für euren Hund ALLES.
Begleiter fürs Leben
Mit Geduld, Ruhe und vor allem viel Zuneigung werdet ihr es schaffen, aus einem aufmüpfigen Welpen einen Begleiter zu machen, der versuchen wird, euch die Welt zu Füßen zu legen. Bruno ist inzwischen ungefähr ein Dreivierteljahr alt und wir möchten in keiner Minute mehr auf ihn verzichten.
Manchmal geht er einem wirklich auf die Nerven, aber im nächsten Moment vermisst man ihn unsterblich, wenn man nicht zu Hause ist.
In diesem Sinne: allen frischen und künftigen Welpen-”Eltern” vorab ein “Kopf hoch!”, ein “Bleibt dran!” und ein “Haltet durch!”.
Sebastian Domes
Titelbild: Sandra Hanke