Impulstraining – Was ist das?
Impulstraining – Was ist das?

Impulstraining – Was ist das?

Ein Welpe zieht ein

Wir stellen uns folgendes Szenario vor: Unser kleiner Welpe zieht endlich ein. Mit seinen paar Wochen und dem tapsigen Auftreten finden wir es einfach zu niedlich, wie der kleine Fratz fröhlich wehenden Blättern hinterher springt, Vögelchen durch die Gegend scheucht und ohne Scheu jeden Hund und den dazu gehörenden Menschen begrüßt.

Ein paar Monate später stehen wir tobend am Feldrand, weil unser Hund mal wieder durchgestartet ist, um Krähen zu scheuchen. Wir versinken in Scham, weil der Kleine ungefragt jeden Menschen anspringt und zu jedem Hund hinzieht, dem wir begegnen. Der Hund ist kaum noch zu bremsen, wenn wir seinen Lieblingsball in die Hand nehmen und springt wild bellend an uns hoch und um uns herum.

Was ist schief gelaufen? Was haben all diese Dinge gemeinsam? Impulskontrolle!

Was ist „Impulskontrolle“?

Kurz erklärt ist Impulskontrolle die Fähigkeit, seine Gefühle und Handlungen bewusst im Griff zu haben. Wenn mich jemand auf der Straße ohne Grund blöd anmacht und ich ihm dafür keine reinhaue, sondern einfach weitergehe – dann ist das Impulskontrolle. Auf die obige Einleitung übersetzt bedeutet das beim Hund, Situationen und Reize aushalten zu können und nicht jedem aufspringendem Hasen und fliegendem Ball hinterher zu jagen – doch das will gelernt sein!

Impulskontrolle und Frustration liegen jedoch nah beieinander. Ein sehr impulsiver Hund wird schnell frustriert sein, wenn er nicht (mehr) darf, was er möchte. Diese Frustration kann noch mehr Impulsivität hervorrufen und plötzlich reagiert der Hund ungehalten bei Dingen, die vorher nie ein Problem waren. Deswegen ist es immer sinnvoll, für die Impulskontrolle ein Alternativverhalten anzubieten, das positiv belegt ist.

Doch wie fängt man am besten
damit an?

Trainingsliste anlegen

Es gibt eine Menge Übungen, die unter „Impulskontrollübungen“ fallen. Jedoch sollte man sich vor Beginn des Trainings den ­eigenen Hund anschauen und überlegen, wo genau Defizite bei diesem Thema herrschen.

Hilfreich ist eine Liste, auf der man Situationen sammelt, in denen der Hund Impulskontrolle haben muss bzw. lernen soll. Das könnte zum Beispiel die Futtersituation sein, wenn der Hund einem den Napf fast aus der Hand reisst, bevor er überhaupt auf dem Boden steht. Die gesammelten Punkte werden jetzt nochmal in kleine Einzelschritte „zerlegt“, damit der Hund durch das durchaus sehr anspruchsvolle Training nicht zu schnell frustriert wird und Lernerfolge erzielt. Jeder Schritt sollte dann beendet werden, wenn es „am schönsten ist“ – so bleibt die Motivation und der Spass für das nächste Training erhalten.

Beispiel – Impulskontrolle am Futter

Eine relativ leichte Übung ist die Impulskontrolle beim Futter in der Hand. Diese Übung kann auch wunderbar bei Welpen angefangen werden. Bitte hier jedoch die Einheiten nicht zu lange ziehen. Alle Übungen sollten am Anfang nur ein paar Minuten dauern, um die Konzentration nicht zu strapazieren.

Man braucht dafür nur Leckerchen, die der Hund besonders liebt und – das ist das fast Wichtigste, Geduld. Nimm dir das Futter in deine Hand und verschließe diese fest zur Faust. Rufe deinen Hund zu dir. Er wird bereits mitbekommen haben, dass sich in deiner Hand Futter befindet und es unbedingt wollen.

Halte ihm die verschlossene (!) Faust hin und warte. Sehr gierige Hunde werden jetzt wahrscheinlich versuchen, durch kratzen, schlecken und knabbern deine Hand zu öffnen und erhoffen sich damit Erfolg. Alles, was du jetzt tun musst, ist genau den Moment abzuwarten, in dem dein Hund GAR NICHTS mehr tut – und genau dann öffnest du deine Hand und er bekommt das Futter.

Verzichte bei dieser Übung auf Kommandos und generell auf Worte – lass deinen Hund denken! Er wird schnell lernen, dass er nur an das Ziel kommt, wenn er sich ruhig verhält und wartet.

Das kann am Anfang die kleinste Sekunde Ruhe sein, die der Hund dir zeigt. Sobald weder Schnauze noch Pfote an deiner Hand sind, bestätigst du das mit Öffnen deiner Hand. Der nächste Schritt dieser Übung wäre, dass dich dein Hund vielleicht sogar anschaut, bevor du die Hand öffnest. Dafür wartest du wieder mit verschlossener Hand genau den Augenblick ab, in dem dein Hund dir in die Augen sieht und zack – Leckerchen!

Schritt für Schritt

Wahre Profis gehen noch einen Schritt weiter und öffnen sogar die Hand. Lasst euren Hund aber noch nicht daraus fressen. Er muss genauso geduldig und ruhig warten, wie bei der geschlossenen Faust. Sollte euer Hund es trotzdem versuchen wollen, schließt du einfach schnell wieder deine Hand und öffnest erneut, wenn dein Hund sich zurücknimmt.

Geduld

Ein Hund, der seine Impulse unter Kontrolle hat, ermöglicht uns und sich selbst einen entspannten und ungefährlichen Alltag. Er wird nicht sofort aus der Tür stürmen, wenn diese geöffnet wird und auf die womöglich schwer befahrene Bundesstraße laufen. Er wird nicht bei jedem Waldspaziergang Vögel und Hasen umher scheuchen. Er wird ruhig und gelassen auf sein Futter warten und uns nicht vor Aufregung in die Finger zwicken, wenn wir ihm ein Leckerli anbieten. Geduld hilft, das Leben zu meistern. Ich wünsche euch nun viel Erfolg und Spaß bei der Umsetzung und beim Üben!

Nadine Pfeiffer


Buchtipp:


„Impulskontrolle: Wie Hunde sich beherrschen lernen“
von Ariane Ullrich
ISBN-10: 3981082176
ISBN-13: 978-3981082173


© Fotos: Frech-Fuchs Photographie
soweit nicht anders angegeben

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